JOHN WILLIAMS in Concert in Singen – I

Fulminantes Konzert

Mit Bildergalerie: Tuttlingen erobert den Hohentwiel zurück

Auf dem Berg: Die Tuttlinger und Singener Blasorchester spielen am Samstagabend auf dem Hohentwiel. (Foto: Ingeborg Wagner)

Quelle: Schwäbische Zeitung Online , 15.07.2023 von Ingeborg Wagner
Zum Originalartikel mit
Bildergalerie:https://www.schwaebische.de/regional/tuttlingen/tuttlingen/tuttlingen-erobert-den-hohentwiel-zurueck-fulminantes-konzert-auf-dem-berg-1764185

Dabei droht sogar die kurzfristige Absage des Open-Airs. Blitz und Donner konkurrieren mit Star Wars, Harry Potter und Jurassic Park–Melodien.

Das war eine Punktlandung: Mit der vom Publikum stürmisch geforderten Zugabe — nochmal Star Wars — kam die schwarze Wolkendecke samt Blitz und Donner schließlich doch an den Hohentwiel heran. Egal. Bis dahin hatten die vielen Besucher auf der Festungsruine Hohentwiel ein fulminantes Konzert erlebt.

Tuttlingens OB Beck (rechts) mit Frau und dem Ersten Bürgermeister Uwe Keller, der mitgespielt hat. (Foto: Ingeborg Wagner)

Es stand Spitz auf Knopf

Kurzzeitig sah es so aus, als werde das Open–Air am Samstagabend gar nicht stattfinden können. Schon wieder Unwetterwarnungen! Am Dienstag erst musste der Tuttlinger Honberg–Sommer evakuriert werden, und am See lud es mal so richtig ab.  Schließlich gab die Stadt Singen ihr Okay für das Konzert. Und das Wetter hat bis zur letzten Note gehalten.

Diese Musik kennt jeder

Moderator Dieter Kleibauer brachte es auf den Punkt: 140 Musiker, zwei Orchester, ein Komponist. Das Blasorchester Singen und das Städtische Blasorchester Tuttlingen präsentierten „John Williams in Concert“. Und wer sich jetzt fragt: wen? John Williams ist der erfolgreichste Hollywood–Komponist aller Zeiten.  53 Mal war er für den Oscar nominiert, fünfmal bekam er ihn.

Kampf um den Hontes

Großartige Open-Air-Atmosphäre. (Foto: Ingeborg Wagner)
 
Unter der Leitung des gemeinsamen Dirigenten David Krause präsentieren die Musikerinnen und Musiker vereint in einem großen Orchester ein außergewöhnliches Konzert, in vielerlei Hinsicht. Die Baden–Württemberg Stiftung förderte das Projekt. Der Hohentwiel war bis 1969 Exklave von Tuttlingen, ehe der Berg wieder in Singener Verwaltung zurückging. Am Samstagabend wurde er wieder zurückerobert, zumindest zur Hälfte. Wenn man die vielen Tuttlinger im Publikum auch noch mitrechnet: vielleicht sogar zu knapp drei Vierteln.
 

Von Olympia bis Indiana Jones

Die Sitzplätze waren ausverkauft, nur Stehplatzkarten waren noch zu haben. (Foto: Ingeborg Wagner)
 
 Mit einer der vier Olympiafanfaren — Los Angeles, 1984 — ging es los, und die Orchester nutzten dieses Stück auch, um sich warm zu spielen. Indiana Jones übernahm, der heiße Archäologe mit Lederhut und Peitsche. Großartige Musik eines Hollywood–Streifens, der fünf Teile über 42 Jahre spannt. Actionheld Harrison Ford stand für den letzten Teil mit fast 80 Jahren vor der Kamera, sein musikalisches Thema kommt dagegen taufrisch rüber.

Mit der Musik aus „JFK — Tatort Dallas“ präsentierten die Singener und Tuttlinger ein nicht ganz so bekanntes Filmthema, und ob alle im Publikum „ET“ erkannt hätten, wenn dder Moderator sie nicht darauf aufmerksam gemacht hätte? Fraglich.

Tuttlinger und Singener Musiker spielen gemeinsam auf dem Hohentwiel – Bilder von Wolfgang Schneble

Tuttlinger und Singener Musiker spielen gemeinsam auf dem Hohentwiel – Bilder von Wolfgang Schneble
 

Dann kam ganz großes Kino: Hannes Wagner von der Musikhochschule Trossingen spielte die Geige bei „Schindlers Liste“ und harmonierte mit einem Orchester, das trotz seiner Größe (die Festival–Bühne brauchte dafür extra einen Vorbau) auch die leisen Töne beherrscht. Äußerst gelungen und fein im Zusammenspiel. Das ging richtig unter die Haut.

Überhaupt: Die technisch anspruchsvollen Stücke wurden höchst professionell dargeboten. Das in dieser Kulisse: ein unvergessliches Konzert-Erlebnis. Chapeau!

Bei „Jurassic Park“ war dann die ganze Bandbreite von piano–pianissimo bis forte–fortissimo vertreten. War da Donner dazwischen? Wenn, dann weggefegt von Pauken und Trompeten!

Da war der Himmel noch blau. Später wurde es rabenschwarz. (Foto: Ingeborg Wagner)

Ab ins Weltall

Den zweiten Konzertteil beherrschte Musik aus Star Wars. Prinzessin Leia — die mit der Schneckennudel–Frisur — hat ebenso ihr Thema wie Darth Vader (gekonnte Stimmparodie des Mannes mit der schwarzen Maske von Dieter Kleibauer) und Han Solo. Das eigentliche Main Theme des Weltraum–Klassikers ist auch musikalisch ein Hingucker beziehungsweise Hinhörer.

Manch einem mag dabei ein wenig Abwechslung gefehlt haben, viele kamen dabei voll auf ihre Kosten.

Chance verpasst? Eine Gelegenheit bietet sich noch

Und wer sich jetzt sagt: „Doof, dieses Konzert habe ich leider verpasst!“, der bekommt noch eine zweite Chance. Am Sonntag, 23. Juli, um 19 Uhr ist „John Williams in Concert“ in der Stadthalle Tuttlingen zu hören. Dann gibt es in der Schwäbischen eine ausführliche Konzertkritik dazu.

Stadthalle Tuttlingen – 23. Juli 2023 – 19:00 Uhr