Ein Abend der Superlative

So war das Blockbuster–Konzert der Blasorchester

Das Städtische Blasorchester Tuttlingen und das Singener Blasorchester gemeinsam auf der Bühne in der Tuttlinger Stadthalle. (Foto: Kornelia Hörburger)

Tuttlingen und Singen kommen zu einem Super–Orchester zusammen, doch haben sie auch was drauf? Unsere Kritik vom Auftritt in Tuttlingen.

Es war ein Abend der Superlative: Mehr als 140 Musiker auf der Bühne in der ausverkauften Stadthalle mit einem Programm, bei dem ein Höhepunkt den anderen jagte. Mit Blockbuster–Soundtracks von John Williams führte Dirigent David Krause das Städtische Blasorchester Tuttlingen und das Blasorchester Singen zu gemeinsamen Höchstleistungen.

Die Stadthallenbühne reichte nicht aus für mehr als 140 Mitwirkende. Und selbst mit der eigens aufgebauten Vorbühne ging es eng — und heiß — her an diesem Sommerabend in der Stadthalle. Welch ein Kontrast zum Auftritt beim Hohentwiel–Festival eine Woche zuvor — und doch auch eine Ergänzung: das erste Konzert in Singen befeuert von der mitreißenden Open–Air–Atmosphäre, das Hallenkonzert in Tuttlingen im Zeichen der erarbeiteten musikalischen Feinheiten.

Gelungene Kombination

Was keine geringe Aufgabe gewesen sein dürfte. Aus zwei guten Orchestern wird nicht automatisch ein noch besseres. In diesem Fall ist es gelungen. Zwei Kontrabässe, Klavier und eine Harfe erweiterten das Spektrum der Bläser–Klangfarben.

Und den daraus erwachsenen imposanten Gesamtklang hat David Krause auch in ein imposantes Programm verpackt. Alle Stücke waren Filmmusik aus der Feder von John Williams: Soundtracks zu Blockbustern, die selber zu musikalischen Blockbustern geworden sind.

Ein grandioser musikalischer Höhepunkt jagte den nächsten, und zum Atemholen kamen das Publikum — und die Musiker — bis zur Pause fast nur, wenn der leidenschaftliche Cineast Dieter Kleibauer in seiner Moderation kompetent und pointiert Hintergründe zu den Filmen beleuchtete.

Fulminante Fanfare zum Auftakt

Fulminant war der Auftakt mit der Olympiafanfare, die John Williams — als erste von insgesamt vier Olympiafanfaren — für die Spiele in Los Angeles 1984 komponiert hatte: strahlende Trompeten und ein grandioser Orchestersound waren der Vorgeschmack auf die nächsten zweieinhalb Stunden mitreißender Ohrwürmer.

Dramatisch und aufwühlend nahmen die Musiker die Zuschauer auf eine Fantasie–Reise. Sie zeichneten — teilweise stilecht mit Lederhüten ausgestattet, Indiana Jones‘ temporeiche Verfolgungsjagden nach, zauberten mit Querflöten (anstelle der flirrenden Geigen im Original) geheimnisvolles Harry Potter–Feeling und erweckten vor dem geistigen Auge das ganze Arsenal an Dinos aus „Jurassic Park“ zum Leben.

Zwei Beiträge sorgten vor der Pause für etwas ruhigere Töne: Bei „Theme from JFK“ übernahm SBO–Trompeter Klaus Gerach den musikalischen Abgesang an den getöteten US–Präsidenten. Besonders begeisterten Applaus erhielt auch der Trossinger Musikstudent Hannes Wagner für sein einfühlsames Geigensolo bei „Schindlers Liste“.

 

So viel Musik, so viele Oscars

Warum John Williams‘ Werke mit fünf Oscars und 53 Oscar–Nominierungen geadelt wurde, erschloss sich allerspätestens hier in dieser Abfolge an Erfolgen. Ein bisschen vertraut klingen die Motive allesamt — eine Tatsache, die uns den Zugang zu Musik in der Regel erleichtert.

Und so griff auch die Filmmusik aus E.T. bereits mit einigen Motiven dem zweiten Programmteil nach der Pause vor: Der war komplett dem „Star Wars“-Soundtrack gewidmet. Selbst, wer die Filme nicht kannte, erlebte spannungsreiche, berührende sinfonische Blasmusik.

Einmal Star Wars bitte

So mancher Konzertbesucher dürfte trotz Kleibauers Erläuterungen im zweiten Programmteil immer noch nicht wissen, welches Stück nun genau welcher der neun wann immer gedrehten Episoden zuzuordnen ist. Leichter ist es, die Leitmotive den Figuren zuzuordnen.

Im Kontrast zum Sience–fiction–Genre geht Williams also nach Wagnerschem Vorbild vor. Überhaupt: den Vergleich mit Wagner hielt Kleibauer gerade an dieser Stelle für „nicht ganz verkehrt“. Bombastische Schlachten wechseln sich ab mit melodiösen, flötenbetonten Themen für Prinzessin Leia oder für den alten weisen Yedi Yoda.

Martialische Schritte im Imperial March

Und nach dem Programm, vor der allerletzten Zugabe warf der energetische Höhepunkt des Abends seine Schatten voraus: Kurzfristig wurden die Schlagzeuger aufgestockt. Worauf im „Imperial March“, dem Thema Darth Vaders, die martialischen Schritte des düsteren, ultimativen Bösewichts den Saal erbeben ließen. Unerbittlich und unausweichlich war mit diesem Finale das Konzertende erreicht — trotz frenetischen Beifalls.

Quellennachweis:
Originalbeitrag wurde am 24.07.2023 unter folgendem Link von Kornelia Hörburger veröffentlicht
https://www.schwaebische.de/regional/tuttlingen/tuttlingen/konzertkritik-so-war-das-blockbuster-konzert-der-blasorchester-1783125